Handchirurgie
am Standort Gunzenhausen
Die Handchirurgie ist ein eigenständiger, besonderer Teil der Medizin am Bewegungsapparat. Dies ist bedingt durch die außergewöhnliche Anatomie der Hand, die das wichtigste Werkzeug des Menschen darstellt. Feine Leitungsstrukturen (Nerven und Blutgefäße) befinden sich in unmittelbarer Nähe zu Hautoberfläche und zu stützenden und bewegenden Strukturen (Knochen, Sehnen und Muskeln). Die Handchirurgie beschäftigt sich sowohl mit Verschleißerkrankungen und Verletzungen als auch mit Fehlbildungen und Tumoren von Hand, Handgelenk und körperfernem Unterarm, die zusammen eine funktionelle Einheit bilden.
Die Ausbildung zum Handchirurgen ist aufwendig. Nach dem Erwerb einer Facharztbezeichnung für Chirurgie, plastische Chirurgie oder Orthopädie und Unfallchirurgie ist eine dreijährige Weiterbildung mit abschließender Prüfung vor der Landesärztekammer notwendig. Am Klinikum Altmühlfranken Gunzenhausen sind mit Dr. Michaela Harendza und Chefarzt Dr. Bernd Krieg zwei erfahrene Handchirurgen tätig.
Schwerpunkte
Engpasssyndrome der Nerven
An der oberen Extremität befinden sich drei Hauptnerven. Es handelt sich um den Speichennerv, den Ellennerv und den Mittelnerv. Diese können an bestimmten Stellen eingeengt werden, was Beschwerden wie Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Muskellähmungen verursachen kann.
Karpaltunnelsyndrom
Die Einengung des Mittelnerven in der Hohlhand ist das häufigste Nervenengpasssyndrom. Der Nerv passiert an dieser Stelle zusammen mit den 9 Beugesehnen der Finger den sogenannten Karpalkanal zwischen der Handwurzel und dem Karpaldach. Bei einer Volumenzunahme des Sehnengleitgewebes dieser Sehnen erleidet der Mittelnerv in diesem Bereich einen chronischen Druckschaden. Dadurch kommt es zu Schmerzen und Gefühlsstörungen, welche häufig nachts auftreten. Fortgeschrittene Stadien zeigen eine Verschmächtigung des Daumenballenmuskels. Eine neurologische Untersuchung mit Messung der sogenannten distalen motorischen Latenz ist präoperativ erforderlich. Bei der Operation erfolgt die Spaltung des Karpaldaches, so dass sich der Nerv wieder regenerieren kann.
Kubitaltunnelsyndrom (früher: Sulkus ulnaris Syndrom)
Bei dem zweithäufigsten Engpasssyndrom ist der Ellennerv im Weichteilgewebe am Ober- und Unterarm sowie in einer knöchernen Rinne am Ellenbogen eingeengt. Es resultiert eine Gefühlsstörung an Ring- und Kleinfinger. Häufig zeigt sich auch eine Kraftminderung mit Verschmächtigung der Handmuskulatur. Die Operation erfolgt nach Messung der Nervenleitgeschwindigkeit durch den Neurologen in der Regel endoskopisch.
Weitere Nervenengpasssyndrome
Es existieren noch weitere, wesentlich seltenere Nervenengpasssyndrome. Diese sind das Supinatorlogensyndrom und das Wartenbergsyndrom des Speichennerven am Unterarm, das Loge Guyon Syndrom des Ellennerven auf Höhe der Hohlhand, das Pronatorlogensyndrom des Mittelnerven am Unterarm und das Tarsaltunnelsyndrom des Schienbeinnerven auf Höhe des Sprunggelenkes. Das kleine handchirurgische Team in Gunzenhausen hat Freude daran, sich auch mit diesen „ausgefallenen“ Nervenengpasssyndromen zu beschäftigen und den davon betroffenen Patienten mit seiner Expertise zur Seite zu stehen.
Engpasssyndrome der Sehnen
Sehnenengpassyndrome
Das Gleitgewebe der Sehnen kann sich durch Überlastung entzünden und verdicken. An vorbestehenden Engstellen kann es dann zu einer schmerzhaften Verklemmung der Sehnen kommen.
Tendovaginitis stenosans (schnellender Finger, schnellender Daumen)
Hierbei verklemmen sich die Fingerbeugesehnen in der körperfernen Hohlhand am sogenannten A1 Ringband. Bei ausbleibendem Erfolg der konservativen Maßnahmen wird das Ringband in der Regel ambulant gespalten.
Tendovaginitis stenosans de Quervain
Hierbei handelt es sich um eine Verklemmung der Daumenstrecksehnen im sogenannten ersten Strecksehnenfach. Es bestehen Schmerzen an der körperfernen Speiche seitlich, die bei Benutzung des Daumens zunehmen. Wenn die nicht operative Therapie auf Dauer kein Besserung erbringt, wird das erste Strecksehnenfach gespalten.
Arthrose
Zu einem Verschleiß der Gelenke des Handgelenkes und der Hand kann es altersbedingt oder als Folge von Verletzungen kommen. Bei beeinträchtigenden Schmerzen und Einschränkungen von Beweglichkeit und Belastbarkeit und nach Ausschöpfen konservativer Maßnahmen können verschiedene Operationen durchgeführt werden.
Daumensattelgelenksarthrose (Rhizarthrose)
Bei dieser Erkrankung verschleißt das Verbindungsgelenk zwischen der Handwurzel und dem Daumenstrahl. Hierunter leidet die Kraft beim Greifen und im fortgeschrittenen Stadium auch die Griffweite. In frühen Stadien kann eine Schienenversorgung helfen. Fortgeschrittene Stadien werden mit einer Resektionsarthroplastik behandelt. Hierbei wird das verschlissene Vieleckbein (Os Trapezium) entfernt und der Daumen durch eine Sehnenplastik stabilisiert. In besonderen Fällen kann auch eine Versteifungsoperation des Daumensattelgelenkes sinnvoll sein.
Arthrose der Fingermittel- und Fingerendgelenke (Bouchardarthrose,Heberdenarthrose)
Diese Erkrankungen entstehen anlagebedingt. Eine starke Beanspruchung der Hand im Laufe des Lebens kann die Ausprägung verstärken, ist aber niemals alleinige Ursache. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Der Verschleiß der Fingermittel- und -endgelenke ist in den meisten Fällen eine Domäne der nicht operativen Therapie. Und zwar selbst dann, wenn schon Achsabweichungen und ein Streckdefizit vorliegen. Die Funktion der Hand als Werkzeug ist davon häufig erstaunlich wenig betroffen.
Der Handchirurg wird dann operativ aktiv, wenn starke Schmerzen in einzelnen Gelenken die Funktion der Hand als Ganzes gefährden. Er führt in diesen Fällen an den Fingerendgelenken ein Versteifung und an den Fingermittelgelenken in Ausnahmefällen einen Gelenkersatz durch.
Handgelenksarthrose
Die Arthrose des Handgelenkes ist in der Regel die Folge einer Bandverletzung der Handwurzel oder eines nicht verheilten Kahnbeinbruches. Die Gelenkpartner entwickeln dann ein pathologisches Bewegungsausmaß zueinander und verschleißen binnen weniger Jahre. Häufig wird die Handgelenksarthrose aber erst nach Jahrzehnten auffällig und die Patienten haben Schwierigkeiten sich an die ursächliche Verletzung zu erinnern. In manchen Fällen kann eine Schienenstabilisierung des Handgelenkes während Phasen körperlicher Arbeit helfen. Reicht das nicht aus, müssen operative Maßnahmen zum Einsatz kommen. Prinzipiell stehen zwei unterschiedliche Arten von Eingriffen zu Verfügung.
Denervation
Als bewegungserhaltender Eingriff kann ein operative Durchtrennung der Schmerznerven des Handgelenkes erfolgen. Hierdurch ändert sich am Gelenk selbst nichts, lediglich die Schmerzleitung vom Gelenk zum Gehirn wird so gut als möglich unterbrochen. Die Beweglichkeit der Langfinger, des Daumens und der Umwendung des Unterarmes ist hiervon nicht betroffen. Sie bleibt vollständig erhalten.
Teil- oder Komplettversteifung des Handgelenkes
In Abhängigkeit vom Ausmaß und der Lokalisation der Arthrose kommt alternativ eine Versteifungsoperation in Betracht. In den meisten Fällen ist eine Teilversteifung ausreichend, selten kann aber auch eine komplette Versteifung des Handgelenkes sinnvoll sein. Auch von dieser Maßnahme ist die Beweglichkeit der Langfinger, des Daumens und der Umwendung des Unterarmes nicht betroffen.
Dupuytren‘sche Kontraktur
Morbus Dupuytren ist eine Bindegewebswucherung in der Hohlhand mit Bewegungseinschränkung. Die Veranlagung zur Ausbildung dieser Erkrankung wird vererbt. Es kommt zur Verdickung einer speziellen Bindegewebsschicht im Bereich der Hohlhand. Als erstes entstehen Knoten; diese vereinigen sich zu Strängen. Durch Verkürzung des Gewebes kommt es zur Verkrümmung der betroffenen Finger. Operativ kann bei Behinderung der Handfunktion eine Entfernung des verdickten Gewebes und bei fortgeschrittener Erkrankung eine Lösung verkürzter Gelenkkapseln erfolgen. Leider können in seltenen Fällen die Stränge erneut auftreten, da die Operation die Erkrankung an sich nicht heilen kann.
Ganglion // Überbein
Handgelenksganglion
Hierbei handelt es sich um eine gutartige Aussackung der Gelenkkapsel des Handgelenkes, welche mit eingedickter Gelenkflüssigkeit gefüllt ist. Diese Aussackungen treten entweder beugeseitig in der Nähe der Speichenarterie oder streckseitig auf. Am häufigsten sind Jugendliche und junge Erwachsene betroffen.
Mukoide Fingerzyste (Fingergelenksganglion)
Eine Besonderheit stellt die mukoide Fingerzyste über den Fingerendgelenk dar. Hier ist aufgrund der Nähe zur Haut eine Rotationslappenplastik zur spannungsfreien Defektdeckung erforderlich. Punktionsversuche sollten wegen des Kontakts zum Gelenk und der Gefahr einer nachfolgenden Gelenkinfektion nicht erfolgen.
Ringbandganglion
Sehr schmerzhaft und die Handfunktion beeinträchtigend können Ganglien des Ringbandsystems sein. Sie werden durch eine ambulante Operation entfernt, die vergleichbar ist mit einer Ringbandspaltung beim schnellenden Finger.
Tumore
Viele Tumore im Handbereich sind gutartig. Häufig handelt es sich um Geschwülste von Nerven oder Fettzellen (Lipom). Wenn sie eine Störung darstellen, können sie operativ entfernt und feingeweblich untersucht werden.
Glomustumor
Eine Besonderheit stellt der Glomustumor dar, der unter dem Nagel wächst und schwerste attackenartige Schmerzen verursacht. Häufig waren die betroffenen Patienten schon bei vielen Ärzten, bis sie zum Handchirurgen kommen, der die Diagnose meist schon bei der Erstuntersuchung stellt.
Tumore der Haut an der Hand
Da die Haut des Handrückens regelmäßig dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, können dort, wie im Gesicht auch, Tumore entstehen, die nach onkologischen Gesichtspunkten mit Sicherheitsabstand entfernt werden müssen. Am häufigsten ist das Basaliom, das sich nur lokal aggressiv verhält und keine Metastasen (Absiedlungen) macht. Schon deutlich seltener ist das Spinaliom, das auch weißer Hautkrebs genannt wird. Am seltensten, aber auch am problematischsten ist das maligne Melanom, der sogenannte schwarze Hautkrebs. In diesem Fall bedarf es einer guten Zusammenarbeit zwischen dem Handchirurgen, dem Pathologen, der die feingewebliche Untersuchung durchführt und dem Onkologen (Krebsarzt), der die Nachbehandlung steuert.
Knochentumore der Hand
Am häufigsten ist eine Geschwulst durch versprengte Knorpelzellen. Dieses sogenannte Enchondrom schwächt den Knochen, sodass er schon bei geringer Belastung brechen kann (Pathologische Fraktur).
Handgelenksarthroskopie
Spiegelung des Handgelenkes (Arthroskopie)
Auch am Handgelenk kann eine Spiegelung des Gelenkes erfolgen. Diese wird mit einer dünnen Optik, deren Durchmesser 3 mm beträgt durchgeführt. Hierbei kann man die Knorpel- und Bandstrukturen sowie den Handgelenksmeniskus (TFCC) exakt darstellen und ihre Stabilität beurteilen oder auch störende Anteile entfernen.
Fraktur der Hand
Frakturen
Fingerfrakturen
In Abhängigkeit von der Fehlstellung kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage. Nach Wiedereinrichten der verschobenen Knochen wird die Stabilisierung häufig mit Drähten durchgeführt. In Abhängigkeit vom Verletzungsausmaß können auch kleine Schrauben oder Platten verwendet werden.
Mittelhandfrakturen
Häufig zeigen sich Brüche des Mittelhandköpfchens oder Verrenkungsbrüche der Mittelhandbasis des Kleinfingers. Wenn diese zu sehr verschoben sind, erfolgt die Stabilisierung mittels im Knochen vorgeschobener Drähte. Manchmal ist auch eine Stabilisierung durch Platten und Schrauben sinnvoll. Sie ist hier weniger problematisch als an den Fingergliedern.
Handwurzel
Knöcherne Verletzungen an der Handwurzel benötigen häufig eine Computertomographie zur genauen Beurteilung des Verletzungsausmaßes. Unverschobene Brüche können durch Ruhigstellung behandelt werden. Bei Fehlstellungen oder zusätzlichen Bandverletzungen ist eine Operation erforderlich.
Sehnenverletzungen
Strecksehnen
Abhängig davon, ob es sich um eine geschlossene oder offene Verletzung handelt, kann die Behandlung mittels Ruhigstellung oder Operation mit Naht der Sehne erfolgen. So kann zum Beispiel ein Strecksehnenriss über dem Mittelglied eines Langfingers mit einer einfachen Stack‘schen Schiene therapiert werden. Strecksehnenverletzungen auf Höhe des Grundgliedes oder der Mittelhand hingegen bedürfen meistens einer Operation und häufig auch einer funktionellen Nachbehandlung mit einer speziellen Funktionsschiene.
Beugesehnen
Hier ist in der Regel eine operative Versorgung erforderlich. Am Finger sind die in unmittelbarer Nähe liegenden Gefäße und Nerven häufig mitverletzt und können in gleicher Sitzung versorgt werden. Da das Sehnengewebe nur langsam heilt, ist eine differenzierte Nachbehandlung erforderlich. Die volle Belastbarkeit der Sehne ist in der Regel nach 12 Wochen erreicht.
Verletzungen von Gefäßen und Nerven, Mikrochirurgie
Wenn durch die Untersuchung der Verdacht besteht, dass Leitungsstrukturen verletzt sind, müssen diese im OP dargestellt und im Verletzungsfall mikrochirurgisch rekonstruiert werden.
Komplexe Handverletzungen
Komplexe Handverletzungen erfordern eine Kombination der oben dargestellten verschiedenen Operationstechniken. Auch hier wird angestrebt, die komplette Versorgung in möglichst einer Sitzung durchzuführen.
Dr. med.
Michaela Harendza
Fachärztin für Chirurgie, Unfall- und Handchirurgie, zertifizierte Handchirurgin
Dr. Bernd Krieg
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