Vielfalt sichtbar gemacht: Am Klinikum Altmühlfranken kümmern sich über 44 Nationen um die Patienten
Um die Patientenversorgung langfristig sicherzustellen, setzt das Klinikum Altmühlfranken neben vielen weiteren Maßnahmen auf die Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Ausland. Die Anforderungen an die internationalen Pflegekräfte sind hoch – und auch die Verantwortlichen nehmen große Mühen auf sich, damit die soziale, fachliche und berufliche Integration der neuen Kolleginnen und Kollegen gelingt.
An einem kalten und verregneten Tag Mitte November wartet das Integrationsteam des Klinikums Altmühlfranken am Flughafen in München auf die neuen Kolleginnen und Kollegen aus dem fernen – und deutlich wärmeren – Mexiko. Die Ankunft der internationalen Pflegekräfte war lange und aufwändig vorbereitet worden, die Freude über die Ankunft ist auf beiden Seiten groß – und ebenso die Ernüchterung über das typisch deutsche Novemberwetter, dem eine der Neuankömmlinge in einem Sommerkleid begegnete.
Eine Kleinigkeit, schnell zu lösen und kaum der Rede wert, wird sich der ein oder andere nun denken. Doch genau die Summe dieser „Kleinigkeiten“ machen den entscheidenden Unterschied, ob sich Pflegekräfte aus dem fernen Ausland in Deutschland wohl- und angenommen fühlen und sie sind ein erster Baustein für eine gelungene Integration. „Die Kolleginnen und Kollegen kommen mit nur einem kleinen Koffer und sind teilweise nicht im Besitz von warmer Winterkleidung, weil sie diese in ihrer Heimat schlicht nicht brauchen“ erklärt Sonja Roth, Pflegedirektorin am Klinikum Altmühlfranken. „Es gehört auch mit zu unseren Aufgaben, unseren neuen Kolleginnen und Kollegen den Start bei uns einfacher zu gestalten“.
Integration ist eine Teamleistung
Im Vorfeld der Ankunft müssen Wohnungen angemietet und mit entsprechendem Mobiliar ausgestattet werden. Wer selbst auf der Suche nach einer Mietwohnung ist, weiß, wie knapp das Angebot bemessen ist. “ Wohnungen zu finden ist eine der größten Herausforderungen“, meint Nadja Beyer, Diversity Managerin am Klinikum. Beyer kümmert sich zusammen mit weiteren Mitarbeitenden aus Pflege, Verwaltung und Medizin um die Integration der internationalen Pflegekräfte. Nicht selten stößt das Team auf Stolpersteine, nicht selten wird Intuition, Spontanität und Flexibilität abverlangt. „Wir arbeiten immer lösungsorientiert. Ob ein Fahrrad benötigt, ein Bankkonto eröffnet, ein Hausarzt gefunden oder eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden muss: wir sind zur Stelle und unterstützen, wo immer es geht“, erklärt die Diversity Managerin und zeigt damit auf, an wie viele „Kleinigkeiten“ die Verantwortlichen bei der Betreuung der ausländischen Pflegekräfte denken müssen.
Vielfältiges Klinikum
Das Klinikum Altmühlfranken ist einer der größten Arbeitgeber der Region Altmühlfranken. Die Aufgaben von Beyer sind – grob erklärt –, die Vielfalt eines Unternehmens als Stärke zu nutzen und Schwächen bestmöglich abzumildern.
„Diversity“ bedeutet Vielfalt oder Unterschiedlichkeit. Alle Menschen sollen Anerkennung und Wertschätzung erfahren – ganz unabhängig von ihrem Alter, Geschlecht, der Herkunft oder Bildung.
„Jeder Mensch ist unterschiedlich; wir alle haben unsere Stärken und Schwächen. Unser Ziel am Klinikum ist es, die Stärken unserer Mitarbeitenden zu nutzen, um das Bestmögliche für Mitarbeitende und Klinikum herauszuholen. Niemand darf aufgrund seiner Eigenschaften benachteiligt werden“ erklärt Beyer. In Beyers Aufgabenbereich fallen damit unter anderem die Integrationsmaßnahmen des Klinikums.
Zurück zu den Neuankömmlingen aus dem fernen Mexiko: Mit der Ankunft in Deutschland beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt, der nicht selten mit einem echten Kulturschock verbunden ist. Zwar werden die Pflegekräfte bereits im Vorfeld von ihrer Vermittlungsagentur auf das Leben und Arbeiten in Deutschland vorbereitet und erhalten ausschließlich mit einer entsprechenden Ausbildung sowie soliden Sprachkenntnissen ein Visum (Sprachniveau B1), dennoch sind die kulturellen wie beruflichen Unterschiede zu den Heimatländern teils gravierend.
„Die Sprache ist meist der größte Stolperstein“, meint David Heger, Stabsstelle Pflegedirektion und Mitglied im Integrationsteam. „Sich sprechen zu trauen ist das Wichtigste und auch die Rücksichtnahme des jeweiligen Gesprächspartners trägt maßgeblich dazu bei, wie wohl sich unsere neuen Kolleginnen und Kollegen in ihrer Wahlheimat fühlen.
„Unser Fränkisch macht es sicher nicht einfach, aber sowohl unsere Patientinnen und Patienten, als auch die Mitarbeitenden bemühen sich in aller Regel, langsam und deutlich zu sprechen“, lobt Pflegedirektorin Sonja Roth. Damit die berufliche, fachliche wie auch soziale Integration gut gelingt, ist es unerlässlich, dass alle mitwirken. „Integration ist eine Teamarbeit – wir alle sind gefragt“, ist sich Roth sicher.
Die sechs Mexikaner sind bei weitem nicht die einzigen internationalen Pflegekräfte, die im Klinikum Altmühlfranken als Assistenzkräfte dazu beitragen, die Patienten bestmöglich zu versorgen. Auch Kräfte aus der Ukraine, dem Kosovo, Serbien oder Albanien verstärken das bunte Team. Bereits vor über einem Jahr kamen die ersten Kolleginnen und Kollegen aus Osteuropa. „Jedes neue Talent bringt neue Erfahrungswerte mit. Für uns heißt das: wir lernen täglich dazu“, resümiert Pflegedirektorin Sonja Roth.
Maßnahmenpaket für eine gelungene Integration
Als weitere Maßnahme wird jeder Pflegekraft vom Klinikum ein Pate zur Verfügung gestellt. „Anfangs war es sehr schwierig, Kolleginnen und Kollegen für dieses Amt zu gewinnen. Mittlerweile wird es leichter, weil Mitarbeitende feststellen, dass der Synergieeffekt in beide Richtungen geht“, erklärt Heger.
Und wie beurteilen die Neuankömmlinge ihre neue Heimat? Die Reaktionen sind überwiegend positiv, doch so manche – typisch deutsche – Gepflogenheiten sind schwer zu verstehen bzw. umzusetzen. So ist die vorherrschende Bürokratie ein enormes Hindernis, ebenso wie die Mülltrennung. „Wer je versucht hat, jemandem aus einem anderen Land das System der Müll- und Pfandtrennung zu erklären, weiß was ich meine“, lacht Beyer.
Info: Die Rekrutierung von Pflegekräften aus aller Welt dient der langfristigen Aufrechterhaltung der Patientenversorgung in Deutschland und wird bereits in vielen Kliniken und Pflegeeinrichtungen praktiziert.
Zwar bildet das Klinikum Altmühlfranken selbst viele Pflegefachkräfte aus, die Anzahl reicht jedoch nicht, um langfristig eine gute Versorgung sicherzustellen. Grund ist auch hier der Fachkräftemangel: Die Altersstruktur im Klinikum Altmühlfranken ist vergleichsweise hoch; viele Pflegekräfte werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. Die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften ist daher eine von vielen Bemühungen, die das Haus unternimmt, damit auch künftig ausreichend Personal zur Versorgung der Patienten vorhanden sind.
Zur Unterbringung der internationalen Pflegekräfte sucht das Klinikum Altmühlfranken daher Wohnungen – im Idealfall mit zwei Zimmern – für die internationalen Pflegefachkräfte zur Anmietung. Wer Interesse hat, meldet sich gerne bei Nadja Beyer unter Telefon 09831/52-2760 oder Nadja.Beyer@klinikum-altmuehlfranken.de