Seit zehn Jahren begleiten zahlreiche Berufsgruppen am Klinikum Altmühlfranken unheilbar kranke Patienten. Alle haben ein gemeinsames Ziel: Die Aufrechterhaltung der Lebensqualität der Schwerstkranken bis zum Lebensende. Ein ganzheitliches Konzept ist dabei unerlässlich. Einblicke in die Vielfältigkeit der Palliativmedizin am Klinikum Altmühlfranken.
Neu ausgestattete Palliativzimmer
Freundlich, hell und in moderner Farbgebung zeigen sich die sechs neu gestalteten Palliativzimmer des Klinikums Altmühlfranken am Standort Weißenburg. „Wir als Team haben lange überlegt, welche Farbgestaltung am besten passt“, erklärt Dr. Christian Maune, Ärztlicher Direktor und Palliativmediziner am Klinikum. Warme, dezente Farben wie beige und hellbraun dominieren die Räume, in denen unheilbar Kranke in manchen Fällen mehrere Wochen verbringen.
Akzente in kräftigen Farben sollen aber nicht fehlen. Daher werden in den nächsten Wochen die Zimmer mit farbintensiven Bildern der Weißenburger Künstlerin Melanie Maune ergänzt. „Ich habe bewusst abstrakte Bilder mit kräftigen, aber doch beruhigenden Farbnuancen gewählt, um dem Betrachter die Freiheit zu bieten, die Bilder mit seinen eigenen Gedanken zu sehen“, so Melanie Maune. Jedes der Bilder wurde eigens dem Farbkonzept des Raumes angepasst. „Ich würde mich sehr freuen, wenn meine Bilder den Patientinnen und Patienten Freude und Zuversicht schenken oder einfach dazu einladen, in deren Tiefe einzutauchen“, so die Künstlerin über ihre gespendeten Kunstwerke.
Ganzheitliches Konzept ist ein Muss
Die Neuausstattung der Zimmer wurde pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum des Palliativmedizinischen Dienstes (PMD) fertiggestellt, den es seit dem Jahr 2014 am Klinikum Altmühlfranken Weißenburg gibt. Inzwischen sind vor Ort drei Palliativmediziner sowie vier Palliative-Care-Pflegefachkräfte unter der ärztlichen Leitung von Dr. Christian Maune tätig. Zusätzlich zu den Pflegefachkräften auf den Stationen kümmern sie sich werktäglich von 8.00 bis 16.00 Uhr um ihre schwerstkranken Patienten.
Das ist bei weitem noch nicht alles. Zahlreiche weitere Berufsgruppen sind in die Betreuung der Palliativ-Patienten involviert. Physiotherapeuten für die Mobilisierung, eine Atemtherapeutin und ein Musiktherapeut, eine Psychoonkologin, die Klinikseelsorge sowie der Ambulante Hospizdienst Altmühlfranken kümmern sich intensiv um die unheilbar erkrankten Frauen und Männer. Das ganze Team hat ein gemeinsames Ziel: Die Aufrechterhaltung der Lebensqualität ihrer Patienten bis zum Tod durch die Linderung der belastenden Symptome.
Dabei geht es nicht nur um die körperlichen Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Atemnot, Übelkeit oder Juckreiz. Auch psychosomatische Faktoren wie Unruhe, Angst, Wut oder Verzweiflung spielen eine große Rolle. Zudem gewinnen spirituelle Aspekte wie der Glaube zum Ende des Lebens häufig an Bedeutung.
Der Patient hat immer die Wahl
„Welche Art der Versorgung oder ob überhaupt: Der Patient hat immer die Wahl. Dabei legen wir großen Wert darauf, die Angehörigen einzubinden und gehen regelmäßig mit ihnen in den Austausch“, führt Palliativmediziner Dr. Christian Maune aus.
„Schon die Begriffe rund um die Versorgung eines Sterbenden bedürfen oftmals einer Erklärung“, so Maune weiter. „Die Palliativmedizin begleitet Patientinnen und Patienten und deren Angehörige in Situationen, in denen eine Heilung nicht mehr möglich ist, aber auch dann, wenn Eingriffe oder Maßnahmen zwar medizinisch möglich wären, aber vom Patienten nicht mehr gewünscht sind“, definiert Maune. „Auch wenn eine Therapie abgelehnt wird: Wir sind und bleiben für die Patienten da“, so Maune weiter.
Informierende und aufklärende Gespräche sind im Umgang mit den Schwerstkranken und deren Angehörigen das A und O. Meist geht es dabei um fortgeschrittene Krebserkrankungen, darüber hinaus gibt es jedoch auch weitere schwere Leiden wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), chronische Herzinsuffizienz oder ALS (Amyotrophe Lateralsklerose).
Oftmals muss zudem die weitere Versorgung geklärt werden, da die Palliativmedizin häufig bereits im Frühstadium zum Einsatz kommt. Kann der Patient im eigenen Zuhause nicht gepflegt werden, kommt beispielsweise ein Pflegeheim oder ein Hospiz in Frage. „Unterstützende Angebote sind unerlässlich. Die Palliativmedizin hat ausdrücklich auch die Angehörigen im Blickfeld, die bei diesem hochemotionalen Thema unbedingt eingebunden werden müssen“, erklärt Dr. Christian Maune. Auf Verordnung der Hausärzte kann auch eine Anbindung an die SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung) erfolgen, die den palliativmedizinischen Gedanken bei besonders hohem Versorgungsbedarf im ambulanten Bereich weiterführt.
Palliativstation, Pflegeheim oder Hospiz?
Der Palliativmedizinische Dienst betreut die Patienten am Klinikum auf allen Stationen im Haus. Etwa die Hälfte der unheilbar Kranken, die der PMD versorgt, versterben auch im Krankenhaus. Die andere Hälfte wird nach bestmöglicher Symptomlinderung und Klärung der weiteren Versorgung wieder entlassen. Kommt für die verbleibende Lebenszeit die Behandlung in einem Akutkrankenhaus, dem Zuhause des Sterbenden oder in einem Pflegeheim nicht in Frage, werden die Hospize in Nürnberg, Ellwangen an der Jagst oder Ingolstadt angefragt. Die Plätze dort sind jedoch rar und Wartezeiten an der Tagesordnung. Eine Entspannung der Situation ist aber in Sicht: bis Ende 2026 soll das „Hospiz am Brombachsee“ bei Pleinfeld entstehen, in dem bis zu zwölf Betten geplant sind.
Palliativmedizin ist keine Sterbehilfe
In einigen Gesprächen mit Totkranken und deren Angehörigen kommt der Wunsch nach Sterbehilfe auf. Aktive Sterbehilfe ist in Deutschland verboten, anders als der assistierte Suizid. Die Palliativmedizin hat mit beidem nichts zu tun, sondern hilft, den unheilbar Kranken die verbleibenden Tage so erträglich wie möglich zu gestalten. Das Zitat der britischen Ärztin und Begründerin der Hospizbewegung, Cicely Saunders, trifft den Palliativgedanken in einem Satz: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“.
Wie gehen die Pflegefachkräfte und Ärzte emotional mit der Trauer und Verzweiflung von Totkranken um? „Die Dankbarkeit der Patienten und ihren Familien ist nirgends so groß wie in der Palliativmedizin. Man kann so viele Ängste nehmen, so viel Gutes tun – und man bekommt so viel zurück“, meint Palliativmediziner Dr. Christian Maune.
Palliative-Care-Pflegefachkraft Regina Klostermeyer ergänzt: „Wir können unseren Patienten bei unserer Arbeit im Palliativmedizinischen Dienst viel mehr Zeit schenken als es sonst auf den Normalstationen ohne unsere Unterstützung möglich wäre. Gespräche, Aromapflege, Akupressur oder eine Handmassage; es gibt viele Möglichkeiten, die dazu beitragen, die letzten Tage im Leben eines Menschen ein kleines bisschen besser zu machen“.
Weitere Informationen zur Arbeit des Palliativmedizinischen Dienstes lesen Sie hier.